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Baden-Baden Gala 2014

©_Manolo Press
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Die Baden-Baden Gala 2014, war der ­konzertanten Aufführung von Mozarts ­Sing­spiel « Die Entführung aus de Serail » im  Festspielhaus gewidmet. Wie bei « Don Giovanni » und « Cosi fan tutte», wurde die musikalische Leitung dem Dirigenten Yannick Nézet-Séguin anvertraut und wurde von der Deutschen Gramophon Gesellschaft mitgeschnitten.

Die glänzende Besetzung ist zur Zeit kaum zu überbieten. Die fünf Rollen, sechs wenn man die Sprechrolle des Bassa Selim dazu zählt, sind geradezu ideal besetzt.

Belmonte, wurde Rolando Villazon anvertraut, der Einzige der in der urdeutschen Besetzung ein wenig exotisch klingt. Man weiss dass die Stimme des Tenors viel an Glanz und Volum eingebüsst hat, aber er hat sie  immer noch in Kontrolle, singt gepflegt und stilsicher und weiss sowohl in dem Legato des träumerischen « Konstanze, dich wieder­zusehen »wie in den heiklen Koloraturen der oft geschnittenen Arie « Ich baue ganz auf deine Stärke »zu überzeugen. Auch muss man seine deutsche Ausprache so gut in den gesungenen Passagen wie in den gesprochenen Dialogen ­loben. Das leichte Akzent steigert noch den Charme.
Paul Schweinester überzeugte als Pedrillo. Die schöne, duktile Tenorstimme glänzte ganz besonders in der Arie « Auf zum Kampfe ». In der feinen Serenade « Im Mohrenland gefangen » bewies er seine Gesangskunst mit einem schönen Legato. In dem Duett « Vivat Bacchus » mit Osmin, kam auch sein spielerisches Talent völlig zur Geltung.

Osmin wurde Franz-Josef Selig anvertraut, einer der grössten Bässe der Gegenwart. Die tief timbrierte, wunderschöne Stimme besticht so gut in den ­wütenden Ausbrüche Osmins, im « Oh wie will ich triumphieren » wie im leichteren, lustigem Duett mit Pedrillo. Die Stimme ist ebenmässig, vom Hohen bis zum  tiefsten Register. Man merkt auch dass es dem Sänger Spass macht, so gut im ­komischeren Fach brillieren zu können, als in den würdevollen Partien eines Gurnemanz oder eines König Marke.

Die Sprechrolle des Bassa Selim wurde keinem Geringerem als Thomas Quasthoff anvertraut. Der Künstler, der seine Gesangskarriere vor zwei Jahren aufgegeben hat, widmet sich nun auschliesslich dem Theater. Es gelingt ihm der Rolle Kontur zu geben, dank seiner, auch im sprachlichen Fach ­faszinierenden Stimme.

Opernstar Diana Damrau verkörperte die Konstanze. Die Sängerin, die zur Zeit in der pariser Oper Furore in Verdis « La Traviata » macht,  ist mit der Partie schon längst vertraut. Es ist geradezu verblüffend wie sie jede Fazette der äusserst schwierigen Rolle meistert. So gut in dem wunderbar verinnerlichten Legato in « Traurigkeit ward mir zum Lose » als in den halsbrecherigen Koloraturen von « Marten aller Arten » ist  sie souverän, eine Perfektion die manchmal die Emotion in den Schatten stellt.

Das lebensfreudige, emanzipierte Blondchen wurde mit Anna Prohaska quasi ideal besetzt. Die schlanke, silberne Stimme weiss so gut in dem heiklen « Durch Zärtlichkeit und schmeicheln » wie in dem burchikosen übermütigen « Welche Wonne welche Lust » zu überzeugen. Man freut sich schon ihr, in der nächsten Spielzeit, als Sophie im Rosenkavalier, zu begegnen.

Das Vocalensemble Rastatt, von Holger Speck ein­studiert, besticht durch Genauigkeit und Rythmik in den « türkischen » Chören im ersten und im dritten Aufzug.

Der gosse Triumphator jedoch, war Yannick Nézet-Séguin und das Chamber Orchestra of Europe. Der junge Künstler bewies einmal mehr, dass er zu den führenden Dirigenten der Zeit gehört. Schon bei der Ouvertüre hatte man das Gefühl der Selbst­verständlichkeit : So muss es sein. Kein barocker Hauch, keine falsche Romantik aber ein zeitloser, be­seelter Mozart wie man ihn sich immer gewünscht hat. Eine fabelhafte Leistung.

Das enthusiastiche Publikum spendete allen Mit­be­teiligten einen orkanhaftigen Applaus.

Festspielhaus Baden-Baden, den 24. Juli 2014

Jean-Claude Hurstel, hebdoscope