DAS RHEINGOLD

Yannik Nézet-Séguin

RICHARD WAGNER, Rotterdam Philharmonie und Solisten

Eine Opernaufführung konzertant und gerade Wagners « Rheingold »dessen Libretto so dramatisch gestaltet ist wie keines Andere im « Ring des Nibelungen »konnte schon als eine Herausforderung gelten. Desto verblüffter war man am Ende der Vorstellung: man hat hier, richtiges Theater erlebt, ohne Kulissen, ohne Kostüme, aber mit    Sängern die ihre Rollen nicht nur sangen aber erlebten, und wahres Musiktheater schufen.

Schon die drei Rheintöchter verkörperten ihre Rollen ideal, mal anmutig, mal schnippisch. Die Stimmen vereinen sich in einen wahren Hörgenuss.

Woglinde wird von Erika Baikoff mit strahlender Höhe gesungen. Ihr ebenbürtig, Iris van Vijnen als Wellgunde und Maria Barakova als Flosshilde, mit schönen Mezzotönen.

Samuel Youn überzeugt als Alberich und spielt wie auf der Bühne. Aber mit seiner expressionistischen Auffassung der Rolle, strapaziert er seine schöne Baritonstimme die in dem Fluch des vierten Bildes bricht, wenn auch zugunsten der Dramatik.

Die wunderschön timbrierte, pastöse Stimme von Michael Wolle scheint für die Rolle des Göttervaters Wotan wie geschaffen und wird jeder Nuance der Partitur gerecht. 

Jamie Barton, mit schöner, ein wenig ungleicher Stimme, verleiht Fricka Autorität, lässt aber schon die Eifersucht erspüren.

Issachah Savage, ist eine Luxusbesetzung für Froh. Man möchte die wunderbare Tenorstimme des Künstlers in einer wichtigeren Rolle wieder hören.

Thomas Lehman singt einen strahlenden Donner mit beinahe Liedhafter Schönheit.

Stephen Milling ist ein Fasolt der Weltklasse. Mit wunderschönem Bass und sanftem Legato, gelingt es ihm ein beinahe sympatische Vision des Riesen zu gestalten, der wirklich in Freia verliebt ist.

Nicht auf selbem Niveau, Mikhail Petrenko als Fafner.

Freia wird von Christiane Karg mit jugendlichem Sopran verkörpert.

Thomas Ebenstein singt einen überzeugenden Mime, ohne je ins Kitschige zu entgleisen.

Die Urmutter Erda, wird von Wiebke Lemkuhl mit ihrer wunderbar timbrierten Altstimme gesungen.

Der Höhepunkt des Abends war jedoch die Leistung von Yannick Nézet-Séguin mit den fabelhaft spielenden Musiker des Rotterdam Philharmonic Orchestras, das zu den Besten Europas gelten kann.

Von den geheimnivollen Klänge des Vorspiels bis zum triumphalen Einzug der Götter in Walhall, spannt er einen Bogen der das ganze Werk durchzieht. Fabelhaft wie er die Einsätze den Sängern gibt und wie seine klare Gestik das Orchester beinahe verzaubert.

Die spontane « Ständing Ovation » des Publikums konnte als einen  Dank für den Dirigenten, die Solisten und das Orchester gelten.

Könnte man auf eine Walküre oder auf einen ganzen Ring hoffen ?

Jean-Claude HURSTEL