Jonas Kaufmann & Ludovic Tézier

Das Festspielhaus Baden-Baden feiert dieses Jahr, sein 25. Jubilaeum, wie es Intendant Benedikt Stampa in seiner herzlichen Ansprache an das Publikum, verkündete.


Als Auftakt des grossartigen Spielplans 2023, erklang ein Opernabend zweier wunderbaren Stimmem, des strahlende Tenors Jonas Kaufmann und des gefeierten Bariton Ludovic Tézier. Das Programm wurde auschliesslich dem italienischen Fach gewidmet. 

Als Erstes, vier Auschnitte aus « La Forza del Destino ». Schon die Ouvertüre, bewies das die feurig spielende Deusche Radio Philharmonie unter Jochen Rieder, eine erstklassige Wahl für den Abend war.

Das Duett « Solenne in quest’ora » wurde von den beiden Protagonisten nicht nur mit Schönklang und Stil vorgetragen, aber auch mit Gefühl und dramatischem Können.

Die Arie des Don Carlos de Vargas die auch im Werk sofort nach dem Duett erklingt, wurde von Ludovic Tézier und seiner grossartigen, typisch  verdischen Baritonstimme, meisterhaft vorgetragen.

Die Arie des Alvaro « la vita e inferno all’infelice », mit seinem melancholischen fabelhaft vorgertragenem Klarinettensolo, wurde zu einem der Höhepunkte des Abends. Jonas Kaufmann gelang es alle Regungen der Gefühlen des unglücklichen Helden mitzuleben. Rein gesanglich, war man verblüfft von dem Nuancenreichtums des Vortrags, vom Hauchdünnen Pianissimo bis zum strahlenden Forte ! 

Das Duett « Invano Alvaro » aus dem vierten Akt blieb auf derselben Höhe. Die beiden Sänger konnten hier ihr Können erweisen, so gut gesanglich wie theatralisch. Die beiden Stimmen passen auch vom Timbre her, herrlich zusammen.

Der zweite Teil des Abends begann mit der Ouvertüre zu Verdis « Les vêpres siciliennes » die unter der Leitung von Jochen Rieder zur Tondichtung geedelt wurde.

Ponchiellis Oper « La Gioconda »ist das einzige Werk des Musiklehrers von Puccini und Mascagni die immer noch auf dem Spielplan der grossen Haüser anzutreffen ist, wenn auch « I Lituani » oder « I promessi sposi » nach Manzoni, viele Schönheiten enthalten.

Das Duett « Enzo Grimaldo » zeigt wieder die beiden Sänger, auf der Höhe ihres Könnens.

Der Tanz der Stunden, aus derselben Oper, wurde vor Allem als Parodie in Walt Disneys « Fantasia »gekannt ! Und doch enthält dieses Ballett schöne, feine Musik, die von dem Orchester völlig ausgekostet wurde.

Die Romanze des Enzo « Cielo e mar », ein Glanzstück aller grossen Tenöre, wurde von Jonas Kaufmann elegant vorgetragen, liess aber eine kaum perzeptible Ermüdung erscheinen.

Otello, Giuseppe Verdis  Alterswerk, ist eines der Meisterwerke der Gattung Oper überhaupt. 

Das « Credo »von Iago, eine nihilistiche Bekennung wurde von Ludovic Tézier mit so viel Feuer und Bosheit vorgetragen, das einem kalt im Rücken wurde. Einer der vielen Höhepunkte des Abends . 

Das Duett Otello Iago « Tu indietro », eigentlich beinahe die Hälfte des zweiten Aktes, erlaubte beiden Sängern nochmals ihr Können zu zeigen. Sie spielten nicht, nein, sie lebten diese schreckliche Szene wo die ganze Verzweiflung von Otello und seine Rachezucht keimt und die Heuchlerei Iagos triumphiert.

Vor dem tosenden Applaus des begeisterten Publikums, gaben die Sänger noch das Duett Rodolfo/Marcello aus dem vierten Aufzug von Puccinis « La Bohème »und ein leider sehr verstümmeltes Duett Carlos/Posa aus Verdis Don Carlos.

Jean-Claude HURSTEL

FESTSPIELHAUS BADEN-BADEN    8. JANUAR 2023
Jonas Kaufmann & Ludovic Tézier
Deutsche Radio Philharmonie Jochen Rieder